Seit etwa einem Jahr heißt es: Abstand halten. Masken tragen. Hygieneregeln einhalten. Kontakte reduzieren.

Dass sich um die 40 Menschen in einem engen Raum mit trockener Akustik und einer Armlänge Platz befinden und dabei gemeinsam tief ein und ausatmen ist derzeit, milde ausgedrückt, unverantwortlich. Und gleichzeitig gehört es zu genau dem, was uns montäglich seit vielen Jahren Freude bereitet, Kraft gibt, bei Wind und Wetter zusammenkommen lässt: Gemeinsames Harmonieren, Ausprobieren, etwas erarbeiten und letztlich die Früchte dieser Arbeit und unsere Leidenschaft auf den Bühnen in und um Leipzig mit anderen zu teilen. Mal ganz davon abgesehen, dass wir eigentlich im vergangenen Jahr unser 25-Jähriges Bestehen feiern wollten.

Natürlich stellt keiner infrage, dass der Schutz unserer aller Gesundheit an erster Stelle steht. Chorgesang und Corona  – das verträgt sich nicht.

Aber was nun? Ist Chor noch mehr, als zusammen in einem Raum gemeinsam zu singen? War und ist es aber möglich, trotz physischer Distanz weiterhin diese Gefühl, zusammen zu gehören, zu leben? Wie fühlt sich das gerade für unsere Chorleiterin Consi und unseren Chorleiter Matthias an, die es gewohnt sind, uns zusammen erklingen zu lassen? Das haben sie uns erzählt.

„Unsere Gemeinschaft ist einzigartig, die gibt uns Kraft!“

Corona hat uns alle erstmal ganz schön aus der Bahn geworfen. Viele Menschen in einem kleinen Raum, singend, das war ziemlich schnell tabu. Wie war eure Stimmung, als sich das abzeichnete?
Zu Beginn empfanden wir es gar nicht als so tragisch. Wir dachten, dass es höchstens ein paar Wochen so sein wird. Wir waren damals tatsächlich noch motiviert …

Chorprobe via Zoom

Chorprobe via Zoom

Mit Zoom-Proben und nach dem ersten Lockdown dann auch wieder mit ersten Präsenzproben, für die ihr unseren Chor sogar zweigeteilt habt, ging’s weiter. Hygienesprays, Corona-Verordnungen wälzen, viel Lüften. Was war euch in dieser Zeit für den Chor besonders wichtig?
Das Wiedersehen, das reale Zusammensein, auch wenn es in zwei Gruppen nur stattfinden konnte. Wir waren immer auf dem neusten Stand, was Corona-Verordnungen betraf. Wir wollten den Chor unbedingt wieder im Gesamtklang wahrnehmen, denn das macht einen Chor aus. Und unsere Gemeinschaft ist einzigartig, die gibt uns Kraft!

Das ständige Umplanen war anstrengend

Matthias

Eigentlich wollten wir im Juni unseren runden Geburtstag, unser 25-jähriges Bestehen, richtig groß feiern – mit einer Klangfusion im Werk2. Wie war es, das Ganze absagen zu müssen?
Mh…im ersten Moment dachten wir: Ok, wir verschieben es in den Herbst…na gut, dann machen wir halt ein Weihnachts-Jubiläums-Konzert daraus…aber als das alles aussichtslos war, waren wir frustriert. Verschieben ins nächste Jahr? Bleibt uns ja nichts anderes übrig. Findet es nun in diesem Juni statt? Kann es stattfinden? DARF es stattfinden? Irgendwann, die Hoffnung geben wir nicht auf. Und dann feiern wir halt 25++++jähriges Bestehen

Die Motivation war zwischenzeitlich im Keller, keine Konzerte, keine richtigen Proben. Was hat euch durchhalten und trotzdem kreativ sein lassen? Wie habt ihr Lösungen für uns gefunden (und welche)? Und wie habt ihr die Reaktion darauf empfunden?
Das ständige Umplanen und Neuorientieren war sehr anstrengend. Wir haben uns gegenseitig viel Kraft gegeben. Jeder hatte mal neue Ideen, die super waren und vom anderen dankend angenommen worden. Wir haben dann auch in der Szene ein bisschen herumgeschaut, uns umgehört, was die anderen Chöre machen, in Chorzeitschriften Inspiration gesucht. So planten wir im 2.Lockdown ein Adventsvideo. Sind die Lichter angezündet – Chor und Orchester. Es ist ein kleines Träumchen geworden. Es war ein kleiner Trost.

Consi

Dann fielen wir aber irgendwie in ein Loch. Hatten keine Kraft mehr. Wir durften aber nicht aufgeben, der Chor ist doch unser Baby!!! Unser Chorrat hat es geschafft, uns zu motivieren, mit tollen neuen Ideen. Dafür sind wir unglaublich dankbar. Wir haben uns online getroffen, jede Woche, nicht immer zum Singen, aber wir waren gemeinsam kreativ und haben viele neue Sachen geschaffen. Zuletzt haben wir einen neuen Song einstudiert, auch zu diesem wird es eine gemeinsame Audio-Aufnahme geben. Wir gehen zusammen diesen Weg und werden es gemeinsam schaffen!

Durchhalten!

Was steht an, was könnt ihr euch vorstellen, könnten wir 2021 schaffen? Wünscht euch wa(ahahaas)!!
Unser größter Wunsch ist es, gemeinsam zu singen. So simpel. Einfach gemeinsam singen, alle Stimmen gemeinsam hören dürfen. Das ist das Ziel für dieses Jahr.

Wir wünschen uns, dass unsere Sängerinnen und Sänger durchhalten, mit uns zusammen, für den Chor.

Kategorien: Chorleben